Kartause Grünau (Spessart)

Die Kartause Grünau (deutsch: Kloster oder Kartause Grünau) ist ein ehemaliges Kartäuserkloster in Schollbrunn in Bayern, Deutschland. Sie war das erste Kartäuserkloster in Franken und im heutigen Bayern.

Im Jahr 1216 wurde im Kropfbachtal eine Kapelle geweiht, die der heiligen Jungfrau Maria, dem heiligen Laurentius und dem heiligen Nikolaus geweiht war. Im frühen 14. Jahrhundert wurde diese Kapelle zum Ziel von Pilgern. Am Standort der Kapelle stiftete Elisabeth von Hohenlohe, Tochter des Grafen von Wertheim, im Jahr 1328 eine Kartause. Im Jahr 1333 siedelten sich Mainzer Kartäuser unter der Leitung des ersten Priors Heinrich Spiegel hier an. Damit war dies das erste Kloster des Ordens in Franken und im heutigen Bayern.

Die ursprüngliche Kartause wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts durch ein größeres Gebäude ersetzt, das bis zu 24 Mönchen Platz bot. Im Jahr 1446 wurde eine neue Klosterkirche geweiht. Die Grafen von Wertheim waren die Vögte des Klosters und die Kirche diente ihnen als Begräbnisstätte. Es ist möglich, dass sich Mönche aus Grünau im 14. Jahrhundert in den Kartausen von Erfurt und Koblenz niederließen.

Bei einer kanonischen Visitation im Jahr 1523 wurden Missstände festgestellt, die zur vorübergehenden Entlassung des Priors Michael Lemlein führten. Während des Deutschen Bauernkriegs wurde das Kloster 1525 von Bauern geplündert. In diesem Jahr schloss sich Graf Georg von Wertheim der Reformation an, so dass der Vogt des Klosters nun ein Lutheraner war. Im Jahr 1545 übernahm die Familie Wertheim die Verwaltung der Ländereien des Klosters. Die letzten drei Mönche verließen Grünau im Jahr 1557.

Der Orden führte jedoch einen langwierigen Rechtsstreit mit den Grafen vor dem Reichskammergericht und dem Hofkammergericht um die Rückgabe der Kartause. Durch ein kaiserliches Edikt von 1629 wurde der Besitz an die katholischen Eigentümer zurückgegeben und Grünau kehrte zum Orden zurück. Nur zwei Jahre später mussten sie in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges vor schwedischen Truppen fliehen. Im Jahr 1635 stellte Graf Johann Dietrich von Löwenstein-Wertheim die Gebäude und die Hälfte des ursprünglichen Grundbesitzes wieder her. Vier Mönche ließen sich dort nieder.

Im Zuge der Säkularisation in Bayern wurde das Kloster 1803 aufgelöst und der Besitz fiel an die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Das Kloster, das zu Beginn des 18. Jahrhunderts von den Mönchen wieder aufgebaut worden war, wurde 1820 in ein Hofgut umgewandelt, das den Grafen gehörte.

Von den klösterlichen Strukturen sind nur noch die heute als Gästehaus genutzte Wohnung des Priors, die Ruine der Kirche und die Umfassungsmauer mit dem Torbogen erhalten.

Die Gebäude beherbergen heute ein Restaurant und sind in Privatbesitz. Während der Geschäftszeiten sind die Außenanlagen größtenteils für die Öffentlichkeit zugänglich.

Sagen und Märchen aus dem Spessart

Der Spessart ist weithin bekannt für seine Sagen, Geistergeschichten und Märchen. Der wichtigste historische Bericht über den legendären Johann Georg Faust, Namensgeber des sprichwörtlichen Faustischen Handels, kam 1506 in die kleine Spessartstadt Gelnhausen. Die Brüder Grimm verbrachten ihre Jugend in den 1790er Jahren im nahen Steinau an der Kinzig.

Obwohl sie ihre weltberühmte Märchensammlung „Grimms Märchen“ erst 1812 und nach ihrem Umzug nach Kassel zusammenstellten, fanden regionale Sagen aus ihrer Kindheit Eingang in diese Sammlung.

So könnte das Märchen von Schneewittchen seinen Ursprung im Spessart haben, wobei die Stadt Lohr als Heimat und Inspiration für die Hauptfiguren und Elemente wie den Zauberspiegel eine wichtige Rolle spielt. Die sieben Zwerge, die in der Geschichte auftauchen, sind demnach in Wirklichkeit verkrüppelte Bergleute aus der Region Bieber.

Auch der Einsatz von Kindern im Bergbau auf engstem Raum und die ungesunden Arbeitsbedingungen führten dazu, dass mittelalterliche und frühneuzeitliche Bergleute oft verkümmert oder anderweitig missgebildet waren. Die lokale Glasproduktion könnte die Inspiration für den Glassarg im Märchen gewesen sein.

Auch andere beliebte Figuren der deutschen Folklore tauchen in den Sagen der Region auf. Im Gegensatz zu der Version der Gebrüder Grimm ist Mutter Hulda, die in mitteldeutschen Märchen häufig vorkommt, aufgrund des ländlicheren, prekären Lebens der Spessartbewohner eine sehr viel brutalere und undurchschaubarere Figur, die zuweilen sogar Menschen tötet. Eine ähnliche weibliche Erscheinung ist die Aaleborgfraale (regionaler Dialekt für „Altenburgerin“), die von den Einheimischen besonders gefürchtet und verehrt wird.

Die beliebteste Geschichte handelt davon, dass sie in der sagenumwobenen Altenburg eine vergrabene Schatztruhe bewacht, die nur gehoben werden kann, wenn man während des Vorgangs absolut still ist. Wer dies nicht tut und die Holzkiste öffnet, findet keine Schätze, sondern sieht das erschütternde Bild der Aaleborgfraale, die aus der Kiste steigt. Wie bei Mutter Hulda soll die Figur auf die vorchristliche Zeit der Bronzezeit zurückgehen.

Viele der weniger bekannten Spessart-Sagen, die bis heute überliefert sind, hat der Heimatlehrer und Volkskundler Valentin Pfeiffer (1886-1964) gesammelt. Sein Buch „Spessart-Sagen“ wurde 17 Mal nachgedruckt.